15.5.2014:
Seit einigen Monaten bekommen die Bewohner im Altenheim St. Josef von Zeit zu Zeit Besuch von Willi und Paula, jeweils in Begleitung der Mitarbeiterinnen Ute Weinig und Maria Frings. Willi und Paula sind ein Therapiepuppen-Geschwisterpaar. Die beiden bespielbaren Handpuppen wirken alleine schon von ihrer Optik her animierend und auffordernd.
Der Gesichtsausdruck und die Augen ziehen die Gesprächspartner in ihren Bann. Klappmaul und Zunge können so bewegt werden, als ob Willi und Paula die von der Puppenspielerin gesprochenen Worte sprechen und auch die Mimik lässt sich durch die Handführung verändern. Gleichzeitig ist es den Mitarbeiterinnen möglich, mit einer Hand in eine der beiden großen Hände zu schlüpfen und den Gesprächspartner zu begrüßen, ihm Dinge zu reichen oder Bewegungen vorzumachen.

Willi und Paula werden hauptsächlich zur Kurzaktivierung eingesetzt. Wenn sich die Mitarbeiterinnen mit ihren Puppen den Bewohnern nähern, ist direkt ein Blickkontakt hergestellt.
Puppen sind den meisten Menschen von Kindheit an vertraut. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass viele ältere Menschen, vor allem an Demenz Erkrankte, die Kommunikation mit Puppen mögen und sie sich voll und ganz auf diese einlassen.

Oft verändert sich die Mimik und sie lächeln als erste Kontaktaufnahme die Puppe an. Vermeintliche Fragen der Puppen werden zumeist bereitwillig beantwortet. Puppen können offen sprechen und auch mal frech sein. Einer Puppe kann man nicht böse sein, denn Puppen haben niemandem etwas Schlechtes getan und sind allen in guter Erinnerung. Das Gespräch mit der Puppe ist leichter begreifbar, steigert das Wohlbefinden und weckt positive Gefühle. Es findet auf einer anderen Ebene statt, als mit einem Menschen. Die Bewohner lassen sich unbedarft darauf ein. Sie nehmen den Betreuer, der die Puppe in der Hand hat, oft gar nicht mehr wahr. Puppen fördern die Kommunikation, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Sie können den emotionalen Zustand der Betreuten verbessern und deren kognitive Fähigkeiten steigern.

Im Rahmen eines Projektes erkannten die beauftragten Betreuungskräfte, dass selbst demenzkranke Bewohner mit Wortfindungs- und Satzstellungsproblemen im Kontakt mit der Puppe mitunter flüssiger und sinnvoller formulieren konnten. Der Schlüssel des Erfolgs liegt wohl in der Einfachheit, in der Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die die Puppen vermitteln. Ältere Menschen blühen auf, wenn zum Beispiel Kinder zu Besuch kommen. Ähnlich verhält es sich mit den Therapiepuppen. Weibliche Bewohner fühlen sich manchmal in ihre Mutterrolle zurückversetzt, entwickeln einen Beschützerwunsch und widmen dem „Kind“ Aufmerksamkeit, Zuneigung und Vertrauen. Das Durchleben einer solchen Rolle kann dementen Senioren Identität, Sicherheit, Rückgang von innerer Unruhe, Aggression und Wanderdrang verleihen.

Hin- und wieder gibt es aber auch Begegnungen, bei denen Demenzerkrankte dem Spiel mit der Puppe eine ganz andere Richtung geben. So erlebten die puppenspielenden Betreuer, dass Frau L. das Spiel mit der Puppe souverän mitspielte, sie gab ihr die Hand, sprach mit ihr, hatte nur Augen für die Puppe, freute sich am Wortwechsel und verabschiedete später unseren „Willi“ .Danach schaute sie die Puppenspielerin an und fragte: „Sag mal, haste den gekauft oder selbst gemacht ?“

Demenzpuppen